RETTET OBERWÖHR
Bürgerinitiative

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06.07.2021

Termin bei der Fa. Beck & Fraundienst Wohnbau GmbH & Co. KG

Vor etwa einer Woche kam es nach langem Hin und Her nun doch endlich zu einem Termin bei der Fa. Beck & Fraundienst. Herr Fecken, der Geschäftsführer bat uns in ihre Räume um einmal über „Alles zu reden“.
Nachdem Gesprächstermine schon angefragt und mit recht eigenartigen Begründungen wieder abgesagt wurden, sollte dieses Treffen unbedingt noch von der Sitzung des Bauausschusses am 24.6.2021 stattfinden. Bereits nach wenigen Minuten des Zusammentreffens, wurde uns klar, dass es hier nicht um einen informellen Austausch ging, sondern darum später einmal sagen zu können, man habe das Gespräch gesucht, aber die Vertreter der BI waren verstockt.

In den Räumen der Fa. Beck und Fraundienst, fand kein Gespräch statt, sondern ein Vortrag. Eigentlich teilte man uns nur mit, dass das Bauvorhaben seit 2014 geplant und nun in der uns altbekannten Form, endlich zum Wohle aller, genauso umgesetzt werden könne wie es geplant war.
Fragen wollte Herr Fecken nicht beantworten, das müssen Gutachter tun, er sei ja schließlich kein Fachmann. Zwei interessante Informationen bekamen wir an diesem Abend aber doch. Zum ersten, dass die meisten Gutachten, welche zur Umsetzung nötig waren bereits abgeschlossen sind, teils seit Jahren, die Fa. Beck und Fraundienst der Auftrtaggeber ist und alle Gutachten sich ausschließlich mit der Wiese zwischen der Mangfall und der Krainstraße beschäftigen, also etwaige Auswirkungen einer massiven Bebauung der Kirchenwiese, der Wiese nach der Fa. Roppelt und auch des Gewerbegebietes Brucklach keine Rolle gespielt haben. Das ist durchaus verständlich, denn es liegt ja im Interesse des Bauwerbers, sein Projekt zu vollenden und nicht städteplanerisch für Rosenheim tätig zu sein.

Ein weiterer Aspekt wurde uns fast ein bisschen stolz präsentiert. Alle Einsprüche der Bürger aus Oberwöhr, wurden nicht wie von uns angenommen, von der Stadt Rosenheim bearbeitet, sondern mit geschwärzten Namen an die Fa. Beck und Fraundienst weitergegeben, welche diese dann mit den passenden Gutachten untermauert und Punkt für Punkt „entkräftet“ hat. Auf Nachfrage erklärte mir ein Stadtrat, dass sei nicht außergewöhnlich, dass man solche Bürgerbegehren an einen „unabhängigen Fachmann“ weitergebe. Das der unabhängige Fachmann in diesem Falle zufällig der Bauwerber ist, sei mehr oder weniger ohne Bedeutung.
Als uns nun am Donnerstag im Rahmen des Bauausschusses Teile der Gutachten präsentiert wurden, verwunderte es uns nicht, dass für jedes Problem eine Lösung gefunden wurde. Die Gutachten „beweisen unmissverständlich“ dass z.B der zusätzliche Verkehr keinerlei Maßnahmen bedarf, weil das erhöhte Aufkommen gar nicht messbar sei. Es bewege sich im Sekundenbereich. Fehlende Infrastruktur, könne z.B. im Falle von Kindergartenplätzen in Nachbargemeinden ausgeglichen werden und mit weiteren Containerlösungen unterstützt werden. Und Hochwasser, Starkregen und Grundwasserprobleme seien nicht zu erwarten. Alles was eintreten könne, wird der Augraben abfangen und als natürliche Barriere zum Altbestand fungieren. Die Grundwasserproblematik, könne während der Bauzeit spielend mit etwa 20 Pumpstationen „geringfügig“ abgesenkt werden und bei signifikanten Veränderungen, müsse dann eben der Bau eingestellt werden, bis sich die die Grundwasserströme reguliert haben. Ich sehe schon hunderte Bauarbeiter am Dienstag Mittag in
„Grundwasserfrei“ nach Hause gehen, um eine Woche zu warten, bis sich der Grundwasserspiegel angepasst hat.

Um es ganz deutlich zu sagen, gesunder Menschenverstand und Erfahrungen spielen hier keine Rolle.
Es geht hier auch nicht um Wohnraum für Rosenheim, sondern um die Durchsetzung eines Bauvorhabens zum Wohle mehrerer Bauwerber und deren wirtschaftlichen Interessen.

In der Sitzung erklärte Herr Erdogan im Namen der gesamten SPD, dass man voll und ganz hinter dem Projekt stehe und man bereits von langer Zeit darüber abgestimmt habe. Ein erneutes Nachdenken sei nicht sinnvoll, weil alle Studienkollegen von Herrn Erdogan nach ihrem Studium in die Welt hinausgezogen seien und jetzt zurück nach Rosenheim wollen. Dafür müsse Raum geschaffen werden. Es gehe gar nicht darum, ob der Wohnraum bezahlbar sei, sondern ausschließlich darum ein Angebot zu machen. Die jungen Akademiker, haben draußen in der Welt wohl gut verdient und sind gewillt, zu bezahlen was verlangt wird. Das der Gesetzgeber hier Hürden vorgesehen hat, die eine Wende herbei führen können, darf wohl eher als lästig empfunden werden.

Die Belange der Oberwöhrer, haben bei diesen Überlegungen einfach keinen Platz. Auch die Grünen, verabschieden sich von Klimawende, Erhalt der Flusslandschaften und natürlicher Retention und teilen uns durch Frau Rutz mit, dass die Bebauung Oberwöhrs alternativlos sei.

Und um es noch einmal ganz deutlich zu sagen. Alle Beteiligten wollen nicht über die gesamte Bebauung Oberwöhrs auf allen Flächen sprechen. Das hebt man sich für die Zeit nach der Baugenehmigung an der Mangfall auf.

Wir versuchen derzeit, die verschiedenen Gutachten von der Stadt Rosenheim zu erhalten, wie es unser gutes Recht ist, auch den Schriftverkehr zwischen Stadt und Bauwerber werden wir anfordern.
Sollte dies nicht geschehen, werden wir auch rechtlich versuchen unsere Forderungen umzusetzen.

Noch ein Wort zum Schluss. Bei der Sitzung im Bauausschuss im Rathaus, durften im Vorraum des Sitzungssaales 9 Personen nach Anmeldung Platz nehmen. Eine zweite Person aus einer Familie wurde abgelehnt, weil ja die Plätze begrenzt waren. Am Eingang teilte man uns mit, dass im Sitzungssaal leider nur Ausschussmitglieder und Vertreter der Stadt Rosenheim Platz nehmen können. Die“vier“ Mitarbeiter der Fa. Beck und Fraundienst, die im Sitzungssaal Platz nehmen durften, hatten wohl Sonderrechte als „unabhängige Gutachter!“.

Thomas Brandstaedter - 17:15:20 @